Dienstag, 7. Februar 2012

Der Tag an dem SKYRIM langweilig wurde

Es geschah kurz vor Weihnachten an einem ziemlich ätzenden Tag voller Regen und Wind. Ich war auf dem Weg nach Schwarzweite und schlug mich durch eine schier endlose Zwergenruine. Es ging rechts rum, zwei Gänge weiter wieder nach links. Dann noch einmal nach links. Dann ewig gerade aus, durch eine endlose Zahl an Türen, von denen jede einen Ladebildschirm heraufbeschwor, der noch einmal Zeit gab, die Weihnachtseinkäufe zu erledigen. 

Khajiit bewacht mich nicht mehr...
Irgendwann lief ich nur blind die Gänge entlang, schaute nicht mehr nach den Gegnern, die hinter jeder Abzweigung lauerten. Leider raffte dieses rücksichtslose Verhalten  meinen Begleiter dahin, dessen Leiche ich bis heute nicht wiederfand. 

Beim Erreichen der Questmakierung brach ich meine Reise schließlich für mehrere Wochen ab. Nach rund 60 Stunden war es also passiert: die Disc, die sich so viele Wochen tapfer im Laufwerk drehte, wurde entfernt, in die Hülle gepackt und im Regal geparkt. Das Wintermärchen Skyrim war für mich vorläufig beendet. 

Dich kenne ich doch...
Doch der Winter dauert ja noch an, wie man unschwer an zugefrorenen Dieselmotoren der Nachbarn erkennen kann. Deswegen gab ich mir einen erneuten Ruck und parkte Skyrim wieder aus – im Rückwärtsgang. Doch nach bereits einer Stunde voller Draugr, Draugrgeißeln, Ruhelosen Draugr, Draugrtodesfürsten und Höheren Draugrtodesfürsten in einem Dungeon, der mal wieder genau so aussah, wie 70% aller Dungeons, die ich auf meiner Reise jemals besichtigte, war der Zauber auch mal wieder verflogen. 

Die einzige Frage, die ich mir jetzt noch stelle, geht in die Richtung: Zähne zusammenbeißen, um zumindest die Haupthandlung zu beenden oder  vielleicht noch ein weiteres Jahr verstreichen lassen, bevor ich mich wieder nach Himmelsrand wage? 

"DHL! Packen Sie mal an, ist schwer!"
Denn obwohl Skyrim ein großartiges Spiel ist, welches in vielen Bereichen neue Maßstäbe setzt, krankt es doch immer wieder an den gleichen Stellen: alle NPCs bleiben blass und charakterlos, Handlungen von Nebenquests stehen dem in nichts nach und selbst die Haupthandlung kommt nach dem eigentlich fulminanten Auftakt nicht wirklich in Schwung. Ob der ganzen Kurierquests kann man ohnehin schon mal vergessen, dass man eigentlich das Drachenblut spielt und keine Ausbildung zum DHL-Boten macht. 

Sicherlich bin ich für dieses Problem selbst verantwortlich, da ich mir Questbeschreibungen schon seit langem nicht mehr durchlese und mir das Wehklagen der unzähligen NPCs ebensowenig anhöre. Für mich ist lediglich relevant, wo ich hin muss und was ich dort zu besorgen habe. Vielleicht werde ich mit diesem Verhalten dem Spiel nicht gerecht, wie ich auch meinem verstorbenen Begleiter nicht gerecht geworden bin, den ich mit einfachen Worten ausgedrückt im Stich gelassen habe. Aber welcher DHL-Kurier kann schon von sich behaupten, dass er seine Kunden wirklich kennt?  

Atmosphärisch gesehen tauche ich noch immer gerne in die riesige Welt Himmelsrands ein. Wenn ich über einen Höhenpfad laufe, auf dem ein Schneesturm tobt, dann fröstele ich auch auf meinem Sofa ein wenig. Wenn sich der Schneesturm dann in der Nacht legt und Auroras offenbart, keimt in mir der Wunsch einmal dieses Naturphänomen in echt zu erleben. In Falkenring durch das Dickicht zu schleichen, erinnert irgendwie an die eigene Kindheit, wo der Garten zu einem Abenteuerspielplatz wurde. Unzählige weitere Beispiele ließen sich hier finden...

... aber dann wird man auch schon wieder jäh aus dem Fluss der eigenen, verträumten Gedanken gerissen: auf einmal gefriert das Bild, ruckelt nach zwei, drei Sekunden  vorwärts, bis sich dann der Zwischenspeicher wieder etwas beruhigt hat. Oder man macht den Fehler und geht durch eine Tür. Diese Türen sind dabei zu 80% echt hinterhältige Gesellen, die einen gnadenlos auf den Ladebildschirm verbannen. Immerhin wird so ein Beitrag dazu geleistet, dass man die echte Zeit und den echten Raum nicht ganz vergisst. Vom Gefühl her habe ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Spielzeit auf Ladebildschirmen abgesessen. 

Dieses Gefühl sagt mir weiterhin, dass mir das Spiel schon unzählige Male komplett abgestürzt ist und die Bugs sich auch recht ungehindert vermehren. Fraglich wo hier der Support ist und warum das Nachreichen von Patches gerade auf den so gebeutelten Konsolen einfach nicht voran kommt, wenn dem Entwickler doch schon bei Release klar war, dass das Spiel fehlerhaft sein würde. 

Dabei bin ich niemand, der sich grundsätzlich über jeden kleinen Glitch aufregt. Ich kann genauso über Ruckler, Bugs und den gelegentlichen Freeze hinwegsehen, wenn mich das Spiel anderweitig bei Laune hält. Bei Skyrim häuft sich jedoch allmählich der Frust an.

Dabei hatte alles so schön begonnen, als ich das erste Mal auf dem Weg Richtung Flusswald war und mir die Spielwelt mit ihren Möglichkeiten unendlich vorkam. Dieses Gefühl hätte ich gerne wieder und deswegen wird Skyrim wohl für die nächsten Monate doch wieder im Regal parken, denn wer weiß: vielleicht gibt es im nächsten November zumindest endlich einen Stabilitätspatch, der Himmelsrand in neuem Glanz erstrahlen lässt. Bei meinem Glück werde ich dafür aber wohl die Game-of-the-Year-Edition oder eine andere Sonderedition kaufen müssen.
Geschmacksrichtung: Thai-Curry in der 3-Monats-Vorratsdose

Bilderquelle: http://www.geograph.org.uk/photo/729124 und  http://www.elderscrolls.com/

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