Mittwoch, 6. Juli 2011

Das Gewisse PLUS

Happy Birthday hieß es vor kurzem zum ersten Mal für Playstation Plus. Seit einem Jahr dürfen sich jetzt schon die Playstation-Network-Nutzer an diesem kostspieligen Zusatzservice von Sony erfreuen. Doch genießt der deutsche Playstation-Plus-Nutzer im Gegensatz zum normalen Gratis-Playstation-Network-Nutzer wirklich so viel mehr Exklusivität, dass sich der Jahresbeitrag von 49,99€ rechtfertigt?

Als Sony letztes Jahr ankündigte, dass es als bald einen kostspieligen PSN-Service geben würde, war das Echo der PS3-Gamer enorm. Groß war die Angst, dass auch die bereits bekannten und seit Jahren kostenlosen PSN-Dienste von der Gratiskarte auf die Elitekarte für den höheren Geschmack wechseln und dem hungrigen Online-Gamer nichts anderes übrig bleiben würde als der sehnsüchtige Blick auf die exquisiten Speisen, an deren Ende der ernüchternde Preis stünde. Doch dem war zum Glück nicht so: dass bekannte blieb kostenlos bestehen und büßte auch nichts von seinem guten Geschmack ein.

Trotzdem war saß die Verunsicherung tief in der Magengegend. Was genau brachte einem jetzt Playstation Plus? War es wirklich so unverschämt köstlich? Kurz bevor dem ausgelaugten Gamer das Schmankerl zum Kauf angeboten wurde, gab es mehr Details! So sollten dem Playstation Plus-Nutzer anfangs folgende exklusive, sich so vom normalen PS3-Gamer abhebende, Inhalte geboten werden: kostenlose Spiele, Rabatte auf DLCs, exklusive Artikel im Playstation Store, Testvollversionen (zu deutsch: ausführlichere Demos) und automatische Downloads. Hierbei zeigten sich schon die ersten Gräten in der Delikatesse, so kann man die kostenlosen Spiele nur solange spielen wie man Playstation Plus-Nutzer ist, sobald das Abo ausläuft, ist es aus mit dem Spiel. Die Testvollversionen sind meist auf eine Stunde begrenzt und die exklusiven Artikel beschränken sich zudem vorsätzlich auf Avatare und PS3-Hintergrunddesigns. Als zusätzlicher Appetithappen wurde dem schnellen Esser, welcher sich zwischen dem 29. Juni und dem 3. August 2010 anmeldete, die Vollversion von Little Big Planet (siehe Bericht: Verderben zu viele Köche den Brei?) geboten. Klingt ja alles schon ganz nett und macht dann doch ein bisschen Appetit und mal ganz ehrlich, dran schnuppern wäre ja auch interessant, aber sich direkt für 90-Tage mit 14,99€ verpflichten? Mit dem äußerst hohen Risiko das es einem absolut nicht schmeckt? Da braucht es dann doch noch mal einen Muffin Überdenkzeit.

Mit angehaltenem Atem zog schließlich der 29. Juni 2010 ins Land und man beobachtet voller Staunen, wie viele Freundees sich nicht nehmen ließen, dem elitären Playstation Plus beizutreten. Hoffte man im Geheimen probieren zu können, machte einem da Koch Sony schnell einen Strich durch die Rechnung, indem jedem auf der Freundesliste mit einem kleinen Plus links neben dem Benutzerbild gezeigt wurde, dass der ausgehungerte Gamer eben doch käuflich ist.

Durch den Ausfall des Playstation Networks (Bericht hier: Und was haben wir nun davon?) und dem im Zuge dessen zusammengeschusterten Welcome-Back-Pakets konnte der bisher standhafte Esser dann auch für Lau und für volle 30 Tage in den Genuss der Playstation-Plus-Mitgliedschaft kommen. Entgegen der Erwartung, dass die Freundesliste für die nächsten 30 Tage ausschließlich aus Plus-Mitgliedern bestehe und Sony so der böse Patzer genüsslich verziehen würde, hat nicht jeder hungrige Gamer blindlings zugebissen, um den Nachgeschmack des wochenlangen Ausfalls zu tilgen. Doch was bringen einem schmackhafte 30 Tage, wenn am Ende nichts anders ist als mit ohne Plus? Denn Koch Sony ist ja schlau und die vorher üppig aufgetischten Speisen werden zwar beibehalten, aber kann die gleiche Menge an Essen reichen, wo es doch nun dreifach so viele Mäuler zu stopfen gibt? Da müsste selbst dem an Mensaessen gewöhnten Spieler auffallen, dass da die Würze nicht so ganz richtig abgemessen wurde.

Als Fazit lässt sich sagen: Auch wenn das Jahr über noch der ein oder andere Appetithappen, wie beispielsweise das Online-Speichern von Spielständen (hier ebenfalls ausbaufähig, da unser allseits geschätztes Spiel Little Big Planet nur über Spieldaten verfügt, nicht aber über einen Speicherstand. Ärgerlich!), hinzugekommen sind, so konnte Sony bisher nicht wirklich mit seinem Playstation-Plus-Programm bei der hungernden Meute punkten. So kann die Autorin berichten, dass das vergangene Jahr auch ohne Playstation Plus einige kulinarische Spielhöhepunkte für sie bereitgehalten hatte und sie immer noch an der einen oder anderen Sache genüsslich knabbert. Zwar muss sie eingestehen, dass sie auch dem 30-Tage-Appetithappen an die Angel gegangen ist, doch so wirklich überzeugen konnte das deutsche Angebot bisher nicht. Die internationalen Geschmäcker sind zwar bekanntlich verschieden, doch rechtfertigt dies nicht weswegen Koch Sony jedem Land sein eigenes Playstation-Plus-Gericht vorsetzt und der deutsche Esser dann des Öfteren neidvoll auf den Teller des amerikanischen oder japanischen Essers schaut. Natürlich muss eingeräumt werden, dass es ja nicht allein Koch Sonys Schuld ist, da er ja die Auflagen der FSK zu beachten hat und deswegen den deutschen User nichts zu Scharfgewürztes servieren darf. Schaut man zudem auf das Welcome-Back-Paket und betrachtet wie viel davon ausschließlich den Plus-Usern vorbehalten ist, die ihr Abo vor dem PSN-Ausfall abgeschlossen haben, bringen dem anspruchsvollen Esser die 30-Gratis-Tage herzlich wenig.

Dennoch: Sollte Koch Sony einmal auffallen, dass internationale Geschmäcker gar nicht so verschieden und die Volljährigkeit auch gar nicht so schwer überprüfbar ist, könnte die Verführung dann doch zu süß sein und der hungrige PSN-User findet sich schneller genußvoll schlemmend am Playstation-Plus-Buffett wieder, als er die Gabel herausholen kann.


Geschmacksrichtung: Haute Cuisine durchmischt mit Tiefkühlpizza

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